Lesung am 01.12.2019 – „Kriegstagebuch des Albert Quinkert“

Verehrte Mitglieder des Kunstvereins, liebe Freunde, der Kunstverein lädt für Sonntag, den 01. Dezember 2019, zu einer etwas außergewöhnlichen Lesung ins Hotel Störmann in Schmallenberg ein. Die Lesung beginnt um 17.00 Uhr.

Im Mai 2018 war in der Süddeutschen Zeitung unter der Rubrik „Prantls Leseempfehlung“ „Das Kriegstagebuch des Albert Quinkert“ als besondere Entdeckung vorgestellt worden mit der Ankündigung, es gebe zwar viele neue und hervorragende Bücher über den 1. Weltkrieg, dieses Buch sei aber etwas ganz Besonderes.

Albert Quinkert, 1896 in Eslohe geboren als Sohn eines Handwerkers, schloss eine Lehre als Drucker ab und fand dann eine Anstellung bei der „Westdeutschen Volkszeitung“ in Hagen. Im Alter von 20 Jahren wurde er 1916 einberufen. Nach einer dreimonatigen Grundausbildung in Berlin kam er zuerst an die Ostfront, dann an die Westfront und wurde in Verdun eingesetzt. Ihm war es vergönnt, den Krieg zu überleben, wenn auch mehrfach verwundet, wie auch den 2. Weltkrieg, zu dem er mit über 40 Jahren erneut einberufen wurde. Im Alter von 80 Jahren starb er 1976 in Düsseldorf.

Zeitlebens hatte Albert Quinkert es abgelehnt, sein Kriegstagebuch zu veröffentlichen, da er befürchtet hatte, es sei möglicherweise nicht reißerisch genug, er müsse es deswegen umschreiben. Nachdem sein Erbe einer Veröffentlichung zugestimmt hatte, liegt jetzt das Tagebuch eines gewöhnlichen Soldaten vor, das ungewöhnlich präzise, anschaulich und reflektierend Zeugnis davon ablegt, was er und Millionen anderer junger Männer in Europa zwischen 1914 und 1918 gesehen, gehört und miterlebt haben. Es ist ein Selbstzeugnis, das den Krieg weder heroisiert noch pazifistisch anklagt, „ein bewegendes, ein eindrucksvolles, ein ganz besonderes Buch“, so Heribert Prantl.

Vorgestellt wurde das Buch erstmals am 23.10.2018 im DampfLandLeute-Museum in Eslohe. Im Rahmen einer Gesprächsrunde hatten die Herausgeber des Buches zusammen  mit   Nachfahren  des  Autors  über   die   historische   Einordnung  und  die inhaltliche Bedeutung des Werkes informiert.

Unsere Veranstaltung ist die erste literarische Lesung aus diesem beachtlichen und beachteten Zeitdokument. Als Leser konnten wir den Mitherausgeber des Buches, Herrn Karl-Arnold Reinartz aus Frielinghausen, gewinnen.

Raoul Schrott liest am 10.10.2019 beim Kunstverein Schmallenberg

Am Donnerstag, dem 10.10.2019, wird der österreichische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Raoul Schrott Gast des Kunstvereins Stadt Schmallenberg sein. Die Lesung findet um 20.00 Uhr im Valentinssaal des Hotels Störmann statt.

Raoul Schrott, geb. 1964, studierte Germanistik, Anglistik und Amerikanistik an der Universität Innsbruck. Nach Studienaufenthalten an der University of East Anglia in Norwich, der Sorbonne in Paris sowie der Technischen und der Freien Universität in Berlin und seiner Dissertation an der Universität in Innsbruck war er von 1990 bis 1993 Lektor für Germanistik am Istituto Orientale in Neapel, 1996 habilitierte er sich an der Universität Innsbruck. Seine Veröffentlichungen erscheinen seit 1988, Prosabände, Übersetzungen, Lyrik, aber auch Hörspiele und Filme. Ein Höhepunkt seines Schaffens ist das 2016 erschienene Buch „Erste Erde“, der, wie es in einer Kritik hieß, „heimliche Höhepunkt des Literaturjahres 2016“. Seit 2010 hatte er an diesem mehr als 800 Seiten starken Werk gearbeitet, gefördert durch die Kulturstiftung der Bundesrepublik Deutschland.

In Schmallenberg wird er aus seinem am 19.08.2019 erschienenen Buch „Eine Geschichte des Windes“ lesen, das den Untertitel trägt „Von dem deutschen Kanonier, der erstmals die Welt umrundete und dann ein zweites und ein drittes Mal“.

500 Jahre ist es her, dass der portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan sich im Auftrage der spanischen Krone auf die Reise machte, um herauszufinden, ob die Inselgruppe der Molukken auch über die Westroute zu erreichen sei und damit zum spanischen Herrschaftsbereich gehöre. Es ist ein Kampf um Gewürze, den auf den Molukken gibt es Gewürznelke, Muskatnüsse und andere Gewürze, die damals wertvoller als Gold waren. Magellan entdeckt auf dieser Reise die nach ihm benannte Meerenge zwischen dem südamerikanischen Festland und Feuerland und liefert so den endgültigen Beweis, dass die Erde eine Kugel ist, kommt aber in Südostasien bei einem Gefecht mit Einheimischen ums Leben. Von den fünf Schiffen, mit denen er ausgefahren war, kommt drei Jahre später nur eines in den Heimathafen zurück, von 265 Seeleuten überleben nur 18, darunter der Ich-Erzähler Hannes aus Aachen, „Juan Aleman“ genannt, gelernter Geschützmeister, von dem man weiß, dass er noch ein zweites und sogar ein drittes Mal zur Weltumseglung aufbrach.

Raoul Schrott ist dieser Nebenfigur der Weltgeschichte hinterher gereist und entreißt sie dem Vergessen. Schwelgerisch und voll geradezu fühlbarer Details, an barocke Schelmenromane und Seefahrerberichte der frühen Neuzeit erinnernd, schenkt er seinem Helden ein pralles Leben.

Der Ich-Erzähler überlebt schlimmste Stürme und ätzende Flauten, lässt Hungerleiden und Skorbut hinter sich, übersteht Meutereien und auch die Brutalität der europäischen Eroberer. Es ist verkehrte Welt: Während vom Helden nichts übrig bleibt als ein paar abgenagte Knochen, kommt der einfältige Abenteurer Hannes, dessen Welt bis dahin in eine Westentasche passte, mit einem blauen Auge davon.

Frank Goosen – „Kein Wunder“

Frank Goosen, 1966 in Bochum geboren, ist Kabarettist und Romanautor. Nach dem Abitur im Jahre 1986 studierte er Geschichte, Germanistik und Politik an der Ruhruniversität Bochum. Von 1992 – 2000 trat er zusammen mit Jochen Malmsheimer als Duo ,,Tresenlesen“ mit großem Erfolg auf. Das Duo war u. a. Gewinner der Publikumspreise beim Prix Pantheon 1997 und des Salzburger Stiers 1998.

Seit 1998 ist Frank Goosen als Romanautor und Solokabarettist tätig. Sein im Jahre 2000 erschienener Roman ,,Liegen lernen“ wurde im Jahre 2003 verfilmt. Im gleichen Jahre wurde sein Werk mit dem „Literaturpreis Ruhr bedacht.

Der im Jahre 2007 erschienene Roman ,,So viel Zeit“ wurde 2018 mit Jan Josef Liefers, Matthias Bundschuh, Jürgen Vogel, Richy Müller und Armin Rohde verfilmt. Seit 2012 stellt er am Schauspielhaus Bochum in der Reihe ,,Goosens neue Bücher neue Bucherscheinungen in einer Literatur-Late-Night-Show“ vor. Er war Vorstand des Trägervereins des Prinzregenttheaters und von Oktober 2010 bis Dezember 2017 im Aufsichtsrat des VfL Bochum und ist immer noch Mitglieder der Deutschen Akademie für Fußballkultur.

In Schmallenberg wird er aus seinem letzten Buch „Kein Wunder“ vortragen, einer, wie es in der Verlagsankündigung heißt,ungeheuer komischen Liebesgeschichte“ und einer Erinnerung an 1989, eine Zeit, in der alles möglich schien und die voller Hoffnung auf Neues steckte.

Wie üblich möchten wir auch auf Ehrungen oder Erfolge anderer Autoren hinweisen, die bei uns waren. Thomas Lehr, der am 15.03.2007 in Schmallenberg gelesen hat, ist als Mitglied in die Deutsche Akademie für Sprache und Wissenschaften aufgenommen worden. Angelika Klüssendorf, die am 01.10.2015 in Schmallenberg war, erhielt den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing

Nora Bossong Lesung im „Habbels“

Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, schreibt Lyrik, Romane und Essays. 2001 war sie Stipendiatin des 1. Literaturlabors Wolfenbüttel. Sie studierte Literatur am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig sowie Kulturwissenschaft, Philosophie und Komparatistik an der Humboldt Universität zu Berlin, der Universität Potsdam und der Universität La Sapienza in Rom. 2006 debütierte sie mit dem Roman „Gegend“. Es folgten Romane und Gedichtbände und im Jahre 2017 die im Hanser-Verlag erschienene Reportage „Rotlicht“. Ihre Arbeiten wurden durch eine Vielzahl von Auszeichnungen gewürdigt, so erhielt sie 2004 das Leipziger Literaturstipendium, 2005 das Prosawerk-Stipendium der Jürgen Ponto-Stiftung, 2007 das Berliner Senatsstipendium, 2011 den Kunstpreis für Literatur für Akademie der Künste Berlin, 2012 den Peter-Huchel-Preis und 2016 den Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim. In ihrem 2018 erschienenen Gedichtband „Kreuzzug mit Hund“ reist sie aus der deutschen Provinz über das Mittelmeer ins Heilige Land und weiter und spürt poetische Szenen zwischen jahrhundertealter Vergangenheit und konzentrierter Gegenwart auf. Mit subtilem Humor und Feingefühl beschreibt sie Menschen, Orte, Traditionen, ohne ihnen ihre Geheimnisse zu nehmen.

Der „Kreuzzug“ im Buchtitel ist kein Kreuzzug, der an bewaffnete Eroberungszüge erinnern will, sondern, wie die Autorin in einem Radiointerview erklärt hat, „der Versuch einer Annäherung verschiedener Kulturen, verschiedener Mentalitäten, auch verschiedener Religionen“.

Den 2018 erschienenen Gedichtband „Kreuzzug mit Hund“ bezeichnete die Süddeutsche Zeitung in einer Besprechung vom 13.12.2018 als „eine der wichtigsten Lyrikveröffentlichungen der jüngeren Zeit“. In Schmallenberg wird sie aus diesem Gedichtband lesen, aber auch über ihre Prosatexte sprechen und insbesondere einen Ausblick auf ihren neuen, im Herbst erscheinenden Roman „Schutzzone“ geben.

Stephan Thome „Der Gott der Barbaren“.

„Der Gott der Barbaren“ in Schmallenberg

China, Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine christliche Aufstandsbewegung, angeführt von einem Konvertiten, der sich für Gottes zweiten Sohn hält, überzieht das Kaiserreich mit Terror und Zerstörung und errichtet einen Gottesstaat. Ein junger deutscher Missionar reist voller Idealismus nach Nanking, um sich ein Bild von der Rebellion zu machen. Dabei gerät er zwischen die Fronten eines Krieges, in dem er am Ende alles zu verlieren droht, was ihm wichtig ist.

Dies ist eine Kurzfassung des am 05.09.2018 veröffentlichen Romans „Der Gott der Barbaren“, aus dem am 08.11.2018 um 20.00 Uhr im Kunsthaus Alte Mühle, Unter der Stadtmauer, Stephan Thome auf Einladung des Kunstvereins lesen wird.

Der 46-jährige Autor stammt aus Biedenkopf. Er studierte an der Freien Universität Berlin Philosophie, Religionswissenschaft und Sinologie. Seine Studien führten ihn nach China, Taiwan und Japan. Von 2005 bis 2011 lebte er in Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan, und forschte dort am Institut für chinesische Literatur und Philosophie u. a. über die konfuzianische Philosophie des 20. Jahrhunderts. Sein Debüt als Buchautor gab er 2009 mit seinem Roman „Grenzgang“. Sein Buch sei ein reifes Debüt, wie es in der deutschen Literatur seit langem nicht mehr vorgekommen sei, urteilte der Literaturkritiker Volker Hage im „Spiegel“. Das Buch wurde im Auftrag des WDR mit Claudia Michelsen und Lars Eidinger verfilmt, der Film wurde 2014 mit dem Grimmepreis ausgezeichnet. Mit diesem Buch war er ebenso auf der Shortlist des deutschen Buchpreises wie 2012 mit seinem nächsten Roman „Fliehkräfte“ und 2018 mit dem Roman „Der Gott der Barbaren“, den er in Schmallenberg vorstellt.

Nachdem Thome zunächst hochgelobte Romane zu Beziehungsthemen oder Fragen der Lebensgestaltung geschrieben hatte, betritt er mit seinem neuen historischen Chinaroman erfolgreich ein neues Feld.

„Beste Aussichten“ – Lesung mit Thomas Brussig

Am Donnerstag, dem 17.05.2018, liest der Berliner Autor Thomas Brussig auf Einladung des Kunstvereins Schmallenberg um 20.00 Uhr im Hotel Störmann aus seinem 2017 erschienenen Roman „Beste Aussichten“. Thomas Brussig, 1964 in Ostberlin geboren, dessen Werke in über 30 Sprachen übersetzt wurden, ist der einzige lebende deutsche Schriftsteller, der sowohl mit seinen Büchern als auch mit Bühnenwerken und mit einem Kinofilm ein Millionenpublikum erreichte.

Nach seinem Abitur im Ostteil von Berlin und einem Studium der Soziologie und der Dramaturgie debütierte er 1991 mit dem Roman „Wasserfarben“. Seinen Durchbruch brachte ihm sein 1995 erschienener Wenderoman „Helden wie wir“, der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, der 1996 in den Kammerspielen des Dt. Theaters Berlin zur Uraufführung gelangte und der 1999 verfilmt wurde.

Sein Roman „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ wurde als „Sonnenallee“ 1999 verfilmt. Der Film, zu dem Thomas Brussig zusammen mit dem Regisseur Leander Haußmann das Drehbuch geschrieben hatte und für das er den Drehbuchpreis der Bundesrepublik erhielt, wurde im Jahre 2000 mit dem Dt. Filmpreis in Silber in der Kategorie „Bester Spielfilm“ und dem Filmpreis in Gold für das beste Szenenbild ausgezeichnet. Für das Musical „Hinterm Horizont“, welches auf Liedern von Udo Lindenberg beruht und welches seit 2011 im Theater am Potsdamer Platz in Berlin läuft, schrieb er das Libretto und, zusammen mit Edgar Reitz, das Buch zu der ARD-Reihe „Heimat 3 – Chronik einer Zeitwende“.

Wie viele seine Werke ist auch der Roman „Beste Absichten“ ein ganz persönlich gefärbter nostalgischer Rückblick auf das Leben in der DDR. Er spielt in der Zeit kurz vor dem Mauerfall, einer Zeit, in der immer mehr Menschen nach Ungarn gehen, andere nach Prag, um zu versuchen, in die Dt. Botschaft der Bundesrepublik zu kommen, um von dort aus in den Westen zu gelangen. In der Ich-Form, aus der Perspektive ihres Managers, erzählt der Autor die Geschichte einer Band mit dem Namen „Die Seuche“, einer Band, die fast, aber nur fast, berühmt geworden wäre. Ihr erster öffentlicher Auftritt war fest eingeplant für den 10. November 1989, doch das war kein guter Tag für eine Band, um in einem Ostberliner Club aufzutreten, denn am Tage zuvor war die Mauer gefallen. Und mit dem Ende der Mauer endet auch die große Karriere der Band, bevor sie überhaupt begonnen hatte.